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Hochsensible Kinder unterstützen

 

Was kann hochsensible und hochsensitive Kinder im Alltag konkret unterstützen? Welche Tools helfen ihnen, in ihrer Balance zu bleiben? Wie kannst Du Deinem Kind helfen, seine Grenzen besser zu spüren? Und was brauchen diese Kinder im Vergleich zu "normal"-sensitiven Kindern?

 

Als hochsensibel bezeichnet man Kinder und Menschen, die weniger Filter haben, um Informationen vorzufiltern. Ihr Gehirn arbeitet also etwas anders als man das vielleicht normalerweise erwartet. Zudem sind ihre Hellsinne eher aktiv und offen: übersinnliche Wahrnehmungen, starke Wahrnehmung von Stimmungen und Gefühlen (auch bei anderen) und eine feine Beobachtungsgabe zeichnen Menschen aus, die hochsensibel sind. Die Merkmale und auch die Vermischung zum Thema ADHS habe ich in diesem Artikel bereits beschrieben: ADHS oder Hochsensitivität? Lies dort gerne nochmal rein, wenn Du mehr zu den Hintergründen wissen willst.

 

Denn in diesem Beitrag geht es nun um die konkrete Unterstützung im Alltag: Wie kannst Du Dein Kind unterstützen und begleiten, wenn Du feststellst, dass es hochsensibel ist?

 

 

Was braucht Dein Kind?

Wenn Dein Kind hochsensibel ist, braucht es verschiedene Dinge (mehr als andere Menschen):

  • Anbindung und Präsenz
  • Schutz und Abgrenzung
  • Balance
  • Unterstützendes Umfeld

Präsenz ist das Gefühl, ganz bei sich zu sein. Anbindung ist das, was zur Präsenz führt. Es ist das Spüren einer inneren Kraft, die einen immer dann mit Lebendigkeit, Präsenz und Wohlgefühl nährt, wenn man ganz bei sich ist. Das spüren Hochsensible Kinder oder Menschen sehr, dass sie allein mit sich - in der Auszeit und im Rückzug - ihre eigenen Batterien aufladen. Wenn Dein Kind hochsensibel ist, braucht es also im Vergleich zu anderen Kindern viel mehr ZEIT MIT SICH ALLEINE. Es will lesen, malen, basteln, Hörspiele/Musik hören, alleine spielen... es zieht sich häufig in eine Ecke oder ins Zimmer zurück. Das ist seine Möglichkeit, sich aufzutanken, wieder bei sich anzukommen und den eigenen Seelenklang und Rhythmus wiederzufinden. Denn Menschen, die hochsensibel sind, kommen schneller aus ihrem eigenen Takt.

 

Schutz und Abgrenzung kreiert sich Dein Kind in Auszeiten und Rückzugssituationen. Das eigene Zimmer wird z.B. als Schutzraum empfunden. Aber auch in den pädagogischen Einrichtungen suchen sich hochsensible Kinder oft Schutzräume, z.B. die Lese-Ecke, ein Baum auf dem Schulhof oder die Schulbücherei. Sie bauen in jungen Jahren gerne Lager und Höhlen aller Art und können sich sehr gut mit sich allein beschäftigen. Schutz und Abgrenzung kreiert sich das Kind auch dadurch, dass es sich meist eher allein oder nur mit 1-2 Kindern trifft oder beschäftigt. Eine beste Freundin ist bei hochsensiblen Kindern charakteristisch. Sie sind weniger in grossen Cliquen zu finden und wenn, dann eher, weil sie dort zufällig hineingeraten. In Gruppen fühlen sich diese Kinder oder Heranwachsene eher unsicher.

Schutz meint auch, dass hochsensible Kinder meist keine Draufgänger sind. Sie sind neuen Situationen gegenüber kritischer und sie brauchen in dem Sinne mehr Sicherheit, mehr Rückhalt und mehr Ermutigung von Seiten der Eltern oder Peers, um sich aus ihrer Komfortzone (ihrem Schneckenhaus) herauszutrauen. Manchmal wird das leider als Faulheit oder Desinteresse interpretiert, was eine grobe Fehleinschätzung dieser Kinder ist.

 

Hochsensible Kinder haben es schwerer in Balance zu bleiben und es braucht daher von den Erwachsenen und Eltern einen wachsameren Blick darauf. Kinder, die hochsensibel sind, können nicht gut unterscheiden zwischen dem, was zu ihnen gehört und dem, was fremd ist. Sie lassen schnell Informationen und fremde Emotionen, Gedanken, Glaubenssätze und andere Manipulationen in ihr Feld, wodurch ihre Stabilität immer wieder herausgefordert wird. Sie kommen schnell ins Schwanken. Man kann sich das wie eine Waage vorstellen. Links ist die eigene Energie und das Sich-nach-Innen-Wenden. Rechts ist das Aussen, mit der Fremdenergie. Wenn der Fokus zu stark auf das Aussen geht und sich dort immer mehr Energie ansammelt, kippt die Waage. Es braucht dann unbedingt wieder den RÜCKZUG ZU SICH, das Sich-nach-Innen-Wenden und das Auftanken der eigenen Batterien.

Denn gerade hochsensible Menschen passen sich gerne ans Aussen an und verraten dadurch ihre eigenen Bedürfnisse und Werte. Und sie werden zudem auch oft von "Energieräubern" (in Form anderer Menschen) ausgenutzt, die ihnen weitere Energie abziehen. Um in Balance zu bleiben muss der FOKUS ZWISCHEN INNEN UND AUSSEN gleich stark sein, muss die Waage immer wieder ausgerichtet werden. Hochsensible Menschen dürfen lernen zu unterscheiden zwischen: Was ist im aussen jetzt wichtig und was nicht? Welcher Mensch tut mir gut und welcher raubt mir nur Energie?

 

Ein unterstützendes Umfeld ist für Kinder, die hochsensibel sind, absolut wichtig, damit sie ihr Potenzial entfalten und gesund bleiben können. Es braucht Erwachsene, die auf die erweiterten Bedürfnisse der Kinder Rücksicht nehmen, die ihr Sein schätzen und ihre hellsinnlichen Wahrnehmungen anerkennen und feiern. Denn Hochsensibilität ist eine Gabe und die hat es auch schon immer gebraucht in unserer Gesellschaft. Es braucht hier Eltern, die mit Einfühlsamkeit, Selbstverantwortung, Klarheit und Präsenz das Kind führen und ihm beibringen, was es für diese Balance im Leben braucht. Das setzt voraus, dass die Eltern selbst ein Leben in Balance führen und nicht ständig überfordert oder gestresst sind. Denn dieser Stress der Erwachsenen nimmt sich das hellfühlige Kind sehr "zu Herzen".

 

Welche konkreten Unterstützungen kannst Du Deinem Kind im Alltag schenken?

  1. Erlaube Deinem Kind den Rückzug, so oft es möglich ist. Respektiere das "im Zimmer verschwinden" und versuche nicht ständig, Dein Kind zu animieren.
  2. Baue von kleinauf viel Naturzeit in Eure Freizeitgestaltung ein. Dein Kind braucht mehr die Entdeckung der Natur als das animierte Spiel in irgendwelchen Mutter-Kind-Kursen. Insbesondere der Wald ist sehr beruhigend und beschützend für Kinder, die hochsensibel sind.
  3. Dein Kind schätzt einen klaren Rhythmus mit Aktivitäten und Entspannungszeiten, in denen es wieder in Ruhe und Rückzug kommt. Plane nicht direkt nach dem Kindergarten oder der Schule die nächste Aktivität, sondern erlaube immer wieder erstmal diesen Rückzug.
  4. Erlaube und unterstütze das Höhlenbedürfnis und versuche es oft in den Alltag einzubauen: z.B. setze Dein Kind in den Fahrradanhänger statt auf einen Kindersitz, lies abends mit einer Taschenlampe das Buch unter der Decke vor, richtet eine gemütliche Kuschelecke ein im Kinderzimmer, kaufe einen Hängesessel, in welchem sich das Kind einkuscheln kann, spielt oft das Spiel "Verstecken", lasse Dein Kind baden statt duschen und dimme dabei die Beleuchtung, hänge über das Bett des Kindes ein Tuch (wie ein Baldachin), upcycelt grosse Verpackungskartons und lasse Dein Kind daraus ein Haus bauen, versorge das Kinderzimmer mit grossen Kissen und Decken um Höhlen zu bauen, geht auf besondere Spielplätze, wo es natürliche Büsche und Versteckmöglichkeiten oder tolle Naturhäuschen gibt usw.
    Höhlenerlebnis bedeutet auch, dass grelles Licht dem Kind nicht so gefällt. Du kannst stattdessen Salzkristalllampen, warme und dimmbare Lichtquellen benutzen. Vielleicht möchte sich Dein Kind auch eine LED-Lichterkette ins Zimmer hängen, bei der je nach Stimmung unterschiedliche Farben eingestellt werden können.
  5. Fördere das kreative und vielfältige Innenleben Deines hochsensiblen Kindes: mit Phantasiereisen, Traumreisen, Märchen, Geschichten, entsprechend schönen Kinderbüchern und Hörspielen. Wenn Dein Kind viel malen, basteln und lesen will, dann versuche ihm, ein ansprechendes und entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Du findest vielfältige Vorschläge dazu im Internet und auch die Steiner-Pädagogik und Montessori-Pädagogik bietet viele Anregungen. Bücher zu Traumreisen, zu autogenem Training und zu Kinderyoga findest Du in jeder guten Buchhandlung. Hinweis: viele Filme und Serien für Kinder sind für hochsensible Kinder zu schnell, zu laut und zu aggressiv. Wähle hier achtsam aus, was Deinem Kind gut tut. Und: weniger ist mehr. Hochsensible Kinder fühlen sich durch ein Überangebot eher überfordert als angeregt.
  6. Stelle das Wohlgefühl Deines Kindes in den Mittelpunkt, denn das ist der sichere Rahmen, den es braucht, wenn es nach draussen geht. In diesem Sinne geht es z.B. um die "richtige" Kleidung und um das "richtige" Essen, welches ihm das Wohlgefühl in der Grundschule schenkt. Lass also Dein Kind entscheiden, was es anziehen möchte. Geht gemeinsam einkaufen (es wird sich sicherlich keinen Kratzpullover, kein steifes Hemd o.ä. aussuchen). Frage Dein Kind, was es essen möchte, und was es sonst noch braucht, um sich wohl und sicher zu fühlen. Eine weitere Möglichkeit ist der „Schutzmantel“, den ich Dir weiter unten noch vorstelle.
  7. Sprich mit dem Kind über seine Wahrnehmungen und über Deine eigenen. Im Austausch lernt Dein Kind, seine Wahrnehmung besser einzuschätzen. Zeige ihm, dass Du seinen Hellsinnen traust. Lies ihm magische, märchenhafte und phantasievolle Geschichten vor oder erfindet gemeinsam eigene, um den Hellsinnen einen Raum zu geben.
  8. Kinder, die hochsensibel und sehr angepasst sind, erscheinen oft sehr vernünftig und werden altersmässig manchmal eher überschätzt. Sei Dir immer wieder bewusst darüber, dass Dein Kind das Kind ist und Du der/die Erwachsene. Nimm immer wieder ganz bewusst die Verantwortung der elterlichen Führung zu Dir. Denn Dein Kind tendiert sonst dazu, die Verantwortung für alle möglichen Familienmitglieder zu tragen.

 

Welche energetischen Tools können Dein Kind unterstützen? Hier eine Auswahl für Kinder ab ca. 4 Jahren.

 

Der SCHUTZMANTEL:

Leite Dein Kind in einer kleinen imaginären Reise an, sich einen eigenen Schutzmantel zu kreieren. Stelle Fragen wie:

Wie lang und gross ist Dein Schutzmantel?
Welche Farbe hat er? Aus welchem Material ist er gemacht?
Wie leicht oder schwer fühlt er sich an?
Möchtest Du ihn noch ausschmücken, mit Sternen, Glitzern oder ähnlichem?
Möchtest Du noch ein Krafttier in Deinen Schutzmantel einladen?

Welche Kraft oder welche besondere Fähigkeit verleiht Dir dieser Schutzmantel?
Wie sicher und geborgen fühlst Du Dich unter ihm?

In welchen Situationen kannst Du diesen Schutzmantel gebrauchen?

--> lass Dein Kind in der Reise direkt Rückmeldung zu den einzelnen Fragen geben. Es kann am Ende sich selbst und den Schutzmantel auch als Bild malen.

--> mache diese Reise einige Male oder einfach immer wieder regelmäßig im Alltag.

--> erinnere Dein Kind in neuen Situationen oder an schlechten Tagen, an denen es sich unsicher fühlt, daran, den Mantel anzuziehen, bevor es raus geht.

 

Das WASSER:

Durch diese Übung lernt Dein Kind sich zu reinigen und die vielen Informationen oder Fremdenergien loszulassen, die es über den Tag in sich angesammelt hat.

Leite Dein Kind an, sich in Gedanken unter einen grossen Wasserfall zu stellen. (Du kannst dazu vielleicht eine Musik mit Wassergeräuschen, Regenklänge oder ähnliches laufen lassen). Dein Kind soll nun alles, was nicht zu ihm gehört und alles, was es nicht mehr braucht, in die Erde abfliessen lassen. Wiederhole während der Reise immer wieder den Satz: "Du bist jetzt ganz rein und klar."
Sprich auch mit Deinem Kind darüber, ob heute ein Gefühl besonders stark war. Lasst dann auch dieses Gefühl mit dem Wasserfall in die Erde abfliessen.

Du kannst diese Reise auch anleiten, wenn Dein Kind in der Badewanne sitzt.

 

Das TORE SCHLIESSEN:

Durch diese Übung kann Dein Kind sich besser schützen und abgrenzen von aussen. Diese Übung könnt ihr gemeinsam am Abend vor dem Schlafengehen machen. Geht den Tag durch: wo ist Dein Kind überall gewesen? Schliesst die Toren und Türen zu allem, was es erlebt hat: schliesst die Tür zur Schule, schliesst die Tür zu den Freunden, schliesst die Tür zum Sportverein oder ähnlichem. Eben zu allen Orten und Menschen, mit denen Dein Kind heute in Kontakt war. Schliesst am Ende die Tür zu allem, was ihr vergessen habt. Beim schliessen der energetischen Tore dürft ihr gerne eine Handbewegung machen, so als würdest Du eine Tür schliessen. Da nun alle Tore geschlossen sind, kann kein unerwünschter Energieabzug oder -austausch zu diesen Orten und Menschen mehr stattfinden.

 

Kraft tanken durch die SONNENATMUNG:

Leite Dein Kind an zu dieser inneren Reise, die es wieder an die eigene Kraft erinnert, die Präsenz stärkt und die Energiereserven auftankt. Auch diese Übung kannst Du gut nach der Schule/Kindergarten, oder am Abend vor dem Einschlafen anleiten.

"Stelle Dir über Deinem Körper Deine Sonne vor. Sie gehört nur dir allein. Sie strahlt warm und hell. (Zeit lassen um sich das Vorzustellen). Nun zieh mit dem Einatmen die goldenen Strahlen Deiner Sonne zu Dir und lass sie mit dem Ausatmen sich verteilen, bis in die Fingerspitzen (Zeit lassen um sich das Vorzustellen). Nun zieh als nächstes mit dem Einatmen die goldenen Strahlen Deiner Sonne zu Dir und lass sie mit dem Ausatmen sich verteilen, bis in Deinen Bauch (Zeit lassen um sich das Vorzustellen). Als letztes zieh mit dem Einatmen die goldenen Strahlen Deiner Sonne zu Dir und lass sie mit dem Ausatmen sich verteilen, bis in Deine Fußsohlen (Zeit lassen um sich das Vorzustellen). Und wenn Du magst zieh noch ein letztes Mal die goldenen Sonnenstrahlen zu Dir und erlaube ihnen, sich um Dich herum zu verteilen, wie ein goldener Mantel, der Dich einhüllt in Geborgenheit, der Dich beschützt und Dir ganz ganz viel Kraft gibt!"

 

Diese vier Übungen stammen aus dem Herzkompass©. In meinen Herzkompass© Trainings lernst Du weitere Tools und Möglichkeiten, Dein Kind zu unterstützen und sein Entwcklungspotenzial zu fördern.


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