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Ich bin so genervt!

Häufig empfinden wir das eigene Genervt-Sein als sehr anstrengend. Wir nerven uns selbst damit. Es nervt uns, genervt zu sein. Und wir verurteilen uns dann auch noch dafür: denn eine gute Mutter/ein guter Vater sollte ja nicht genervt sein, und schon gar nicht von den eigenen Kindern.

 

Aber manchmal bin ich halt einfach genervt! Sowas von!

Genervt von den Klamotten die nicht vom Boden in die Wäsche wandern, genervt vom Teller, der nicht in die Spülmaschine gestellt wird, genervt von den Schultaschen, über die ich mindestens 3x am Tag stolpere, weil sie direkt hinter der Tür gelandet sind. Genervt vor allem davon, dass ich mich zum zig-sten Male die gleichen Sätze sagen höre.

Welchem Elternteil geht es nicht so?! Bitte melden ;-)

 

Ich habe mich mal etwas mit diesem Genervt-Sein auseinandergesetzt und finde, man kann auch etwas Gutes darin finden:

  1. Wer genervt ist, hat ein Bedürfnis und spürt seine Dringlichkeit. Er wird zum Handeln aufgefordert. Es bedeutet erstens, dass Du noch nicht abgestumpft bist und Dein Bedürfnis noch spürst und es als wichtig einstufst. Und es bedeutet zweitens, dass du auch nicht überangepasst bist und Dein Bedürfnis zurückhälst (aus Angst vor Gegenwehr oder weil Du geliebt werden willst).

  2. Dass Du genervt bist zeigt, dass Du Deine Werte nicht aufgibst, sondern jeden Tag dafür einstehst. Und wenn Du Dich dabei unendliche Male wiederholen musst. Du könntest ja auch einfach resignieren und aufgeben. Aber Du stehst weiterhin ein: für Ordnung, für Rücksichtnahme, für Pünktlichkeit, für Unterstützung, für Einfühlungsvermögen, für qualitative Familienzeit. Und deshalb nervt es Dich auch, wenn keiner mit anpackt, wenn die Kinder zuviel am Handy hängen oder wenn keiner Dir beim Abendessen hilft und jeder seinen Teller stehen lässt.

Mein Fazit: es hat einen Sinn, genervt zu sein.

Es bedeutet, dass wir neue Regeln brauchen, klarere Kommunikation und Absprachen oder auch einfach, dass wir uns erstmal mit unseren Bedürfnissen auseinandersetzen dürfen.

 

Was ist DIR eigentlich gerade wichtig? Was brauchst Du in diesem Moment des Genervt-Seins? Kannst Du dieses Bedürfnis Deinen Kindern, Deiner Familie, mitteilen?

 

Oder merkst Du etwa, dass dieses Genervt-Sein seinen Ursprung woanders hat? Auch das ist möglich und sogar sehr oft der Fall!

 

Es könnte sein, dass der Ursprung bei der Arbeit liegt oder irgendeine Instanz in Dir lauter wird und sich meldet und sagt: hier stimmt was nicht. Womöglich kriselt es in Deiner Beziehung oder Du spürst, dass Du nicht erfüllt und zufrieden bist. Dann wird es Zeit, dieser Stimme Raum zu geben und Deine unterdrückten Gefühle oder Bedürfnisse nicht an Deinen Kindern auszulassen. Denn klar ist auch: wenn Du selbst in Dir unzufrieden oder nicht in Deiner Mitte bist, dann stört Dich das nasse Handtuch auf dem Badezimmerboden gleich 10x mehr als wenn Du richtig gut drauf bist.

 

Wenn ich genervt bin, dann beobachte ich mich ehrlich und mit möglichst viel Abstand. Und merke dann oft: nein, es liegt zu 70% gar nicht am Verhalten der Kinder, sondern hat etwas mit mir zu tun...mit meinen inneren Prozessen oder etwas, das mich im Aussen getriggert hat. Dieser Trigger löst eine Resonanz, einen alten Schmerz in mir aus. Und deshalb bin ich so genervt. Genervt, weil ich nicht bei mir bleiben kann. Genervt, weil ich nicht stabil bin. Genervt, weil dieser blöde alte Schmerz schon wieder in mir rumort, den ich doch eigentlich nicht mehr fühlen wollte.

 

Ich kann Dich nur ermutigen, diesem Schmerz Raum zu geben. Ihn zu fühlen und fliessen zu lassen. Tränen zu weinen. Und ihn vielleicht auch mit einer Begleitung zu neutralisieren. Denn so kann sich auch die Beziehung zu Deinen Kindern wieder entspannen und harmonisieren. Kinder sind sensibel. Sie übernehmen fast immer die Verantwortung für die Gefühle der Eltern. Dein Kind könnte sich also schnell schuldig und "falsch" fühlen durch Dein Genervt-Sein. Wenn der tatsächliche Ursprung jedoch in Dir und in Deiner Kindheit liegt, kannst Du durch Deine Verantwortung als Erwachsene:r dafür sorgen, dass Dein Kind kein falsches Selbstbild entwickelt. Denn die Schuld liegt nicht in ihm. Und Eure Beziehung wird dadurch unbewusst belastet.

 

Wenn Du an Deinen inneren Stressoren arbeiten möchtest, buche gern ein Resilienztraining


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