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Ostern: Neu geboren aufstehen

 

An Ostern feiert die Kirche die Auferstehung Christi. Ich bin kein besonders religiöser Mensch (mehr), dennoch kenne ich Momente der Auferstehung. Auferstehungs-Momente sind Phönix-Momente, in denen etwas Altes in Dir stirbt und Du innerlich neu geboren wirst.


Manche Erkenntnisse und Prozesse sind so tiefgreifend, dass Du hinterher nicht mehr dieselbe Person bist. Es verändert Deine Art zu sehen und zu denken, es verändert Deine Weite. Wie eine Matroschka - diese russischen Puppen aus Holz - legst Du in diesen Prozessen Deine äusseren Hüllen ab, bis irgendwann Dein Wesenskern zum Vorschein kommt.


Jede dieser Hüllen ist eine Art Schutz. Kompensationsstrategien, Bewertungen, Glaubenssätze, Projektionen, Illusionen…


In meiner Herzkompass© Coach Ausbildung legen wir diese Hüllen frei. Wir dringen zum Wesenskern des Menschen vor, so dass echte und ehrliche Begegnung möglich wird.


Was passiert, wenn wir plötzlich als der Mensch aufstehen, der für unser Leben hier gedacht ist? Es wird oft erstmal unbequem, denn wir haben uns unser Leben auf den Schutzmechanismen aufgebaut. Wenn diese nicht mehr gelten, was hat dann noch Gültigkeit im Leben? Wenn wir plötzlich anders sind, wie reagiert dann unser Umfeld? Tatsächlich erst einmal mit Widerstand. Und genau dieser Widerstand ist dann schwer auszuhalten. Das ist der Punkt, an dem die meisten Menschen wieder zurückrudern.


Angenommen, Du bist ein sehr angepasster Mensch, mit vielen Ängsten. Du suchst Dir unbewusst einen Partner (kann männlich oder weiblich sein), der Dich führt und Dir Sicherheit gibt. Er ist (unbewusst) für Dein Wohlbefinden zuständig. Gibt er Dir Sicherheit, so ist alles gut. Entzieht er Dir die Führung und wendet sich ab, dann fällst Du in ein tiefes Loch, weisst nicht weiter. Das gibt Deinem Partner jede Menge Macht. Und sehr oft finden wir hier ein typisches Paar wieder: der eine ist führend-dominant, der andere ängstlich-angepasst. (Beide haben ein Bindungs/Stabilitätsproblem, doch jeder hat andere Schutzmechanismen entwickelt.)


Wenn nun die ängstlich-angepasste Person anfängt, in die Selbstermächtigung zu gehen und ihre eigene Verantwortung und Führung zu sich zurück zu nehmen, dann kommt die Ordnung innerhalb der Beziehung durcheinander. Doch was eigentlich passiert: die wahre gedachte Ordnung stellt sich ein! Wenn Du Dich nicht mehr klein machst und auf Augenhöhe kommst, ist echte Begegnung möglich.


Warum fällt es angepassten und ängstlichen Menschen so schwer, sich der Macht und Dominanz anderer entgegenzustellen, die eigenen Grenzen zu wahren? Für mich selbst war es früher undenkbar, mich einem solchen Menschen zu stellen. Ein Programm in mir wurde hochgefahren: Starre oder Flucht. Reptiliengehirn. Ein altes Bewältigungsprogramm aus der Kindheit.


Die Lösung kann sein: Wir dürfen anfangen, unseren Schmerz dort zu heilen wo er angefangen hat. Und manchmal ist das vielleicht das zweite Lebensjahr. Dort bin ich unzählige Male gelandet. Ich durfte dort mein Inneres Kind aus diesem Schmerz herausholen und es wieder in die Handlungsfähigkeit bringen. So konnte mein System nach und nach verstehen, dass es den Starre und Flucht-Modus nicht mehr brauchte, um zu überleben.


Den Schmerz loszulassen ist der bedeutendste Wendepunkt für Heilung und Selbstermächtigung.
Wenn es um seelischen und emotionalen Schmerz geht, dann erleben wir bei vielen Menschen, dass sie innerlich unbewusst eine BEDINGUNG aufgestellt haben: "Erst wenn der andere diesen Schmerz gesehen, gewürdigt und anerkannt hat, kann ich den Schmerz loslassen". Der ganze Fokus liegt meist gar nicht mehr auf dem eigentlichen Ereignis oder dem Schmerz, sondern darauf, dass der andere endlich kapieren soll, wie sehr er oder sie mir weh getan hat oder was er /sie mir immer wieder antut.
Vielleicht ist das alles total berechtigt, weil es natürlich schön wäre, wenn der andere seine Dominanz reflektiert und etwas in seinem Verhalten ändert. Nur ist es ja meist so, dass wir schon alles versucht haben, um dem anderen unseren Schmerz zu zeigen. Und wenn wir nun vergebens auf die Anerkennung des anderen warten, so leiden wir unser Leben lang.


Wir bringen so lange dieses Opfer zu leiden, bis wir Verantwortung übernehmen und sagen: "Schluss damit! Ich hab genug. Ich will nicht mehr leiden. Und ich opfere dafür die Genugtuung, von dir gesehen zu werden."


Das muss nicht bedeuten, dass Du dem anderen gleich vergibst und es muss auch nicht bedeuten, dass Du den erlebten Schmerz leugnest. Aber Du nimmst Dir dadurch Deine Selbstbestimmung und deine Lebensgestaltung - Deine Macht - zurück. Das ist einer der wichtigsten Schritte zur Selbstwirksamkeit (so erlebe ich es in meinen Coachings). Denn wir alle haben Dinge erlebt, wir alle tragen Ereignisse in uns, die uns immer noch Schmerz bereiten. Oft aus der Kindheit, manchmal aber sogar kumulierte Schmerzen aus diversen Leben und der Ahnenlinie. Und meistens projizieren wir die Verantwortung für diese Schmerzen auf Menschen, die uns HEUTE TRIGGERN (wie z.B. den Partner), anstatt die Verantwortung dort zu suchen, wo sie tatsächlich hingehört. Dieser Zusammenhang ist vielen Menschen gar nicht bewusst.


Mein Partner ist damit vielleicht der Trigger, aber nicht der Verursacher des Patriarchats.
Ich kann dieses Thema und meine Verstrickung damit nicht (nur) in unserer Beziehung klären, sondern darf da viel tiefer und weiter zurück gehen.


Folgende Fragen helfen Dir zur Reflexion:

  • Kannst Du DEINEN EIGENEN SCHMERZ anerkennen, ihn würdigen und vergeben?
  • Brauchst Du in Deinem Verstand TÄTER-OPFER-STRUKTUREN? Oder kannst Du diesen Weg verlassen?
  • Was passiert, wenn Du Abstand einnimmst und in jedem Menschen das INNERE KIND SIEHST? Kannst Du dann erkennen, dass jeder Täter als Kind ein Opfer war (und ebenfalls keine sichere Bindung erlebte). Dass beide Seiten Vergebung und Heilung brauchen?

Diese Gedanken sind auch wesentlich für eine kollektive Heilung von Kriegsgeschehnissen und kollektiven Traumata. Was denkst Du darüber? Wie fühlt sich eine solche Heilung an?


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